Ex-Fussballstar Romário hat erstmals ausdrücklich den Rücktritt von CBF-Präsident Ricardo Teixeira gefordert. In einem exklusiven Interview mit dem Onlineportal der Zeitschrift Veja bezeichnete er ausserdem die WM-Vorbereitungen als zu 100% verspätet. Sollte Brasilien auf diese Weise weitermachen, drohe dem Land die größte Blamage in der Geschichte der Fussball-Weltmeisterschaften.
Romário, seit einem Jahr für die sozialistische PSB im Bundesparlament und dort stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, profiliert sich schon seit einiger Zeit als Volkstribun und größter Kritiker der WM-Vorbereitungen. Doch so deutliche Worte hat er bisher nie gefunden.
In Bezug auf Ricardo Teixeira, Präsident des brasilianischen Fussballverbandes CBF und des Lokalen Organisationskomitees für die WM, sagte Romário:
Wir müssen Ricardo Teixeira dankbar sein. Er hat die Fussball-WM nach Brasilien gebracht. Aber heute ist er mit verschiedenen Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Es gibt Probleme mit der FIFA, es gibt Prozesse in Rio, in Brasilien, ausserhalb Brasiliens, innerhalb der FIFA, ausserhalb der FIFA, in der CBF, im Lokalen Organisationskomitee. Wenn er die CBF jetzt verlassen würde, wäre es sogar gut für ihn selbst, denn dann könnte er das alles endgültig und schnell in Ordnung bringen. Ricardo Teixeira meint, er brauche nicht zu gehen, denn es sei ja nichts bewiesen, was auch stimmt. Aber solange nicht bewiesen ist, dass er irgendeine Art von Straftat begangen hat, bin ich dafür, dass er die CBF verlässt.
Sollte Teixeira diesen Schritt nicht von sich aus tun, fordert Romário eine Intervention der brasilianischen Regierung sowie ein Aufbegehren der Bevölkerung gegen jene, „die unserem Fussball Schaden zufügen“.
Auf die Frage, woran es bei den Vorbereitungen zur WM 2014 noch fehle, antwortete Romário:
An allem. Brasilien hat Probleme mit den Stadien, den Flughäfen, der städtischen Mobilität. (…) Wir sind tatsächlich zu 100 Prozent verspätet und unglücklicherweise gibt es auf Seiten der zuständigen Organe keinerlei Aktion, um dies zu ändern. Wenn das so weiter geht, wird Brasilien womöglich die größte Blamage in der Geschichte der Fussball-Weltmeisterschaften erleben. Weniger wegen unserer Mannschaft, auch nicht wegen der Stadien, denn viele dürften rechtzeitig fertig werden, aber vor allem wegen der Flughäfen, der Hotels und der Verkehrslage in den Städten. Der Verkehr ist ja schon zu Beginn und Ende eines verlängerten Wochenendes in egal welcher Stadt ein einziges Chaos.
Was den anhaltenden Streit des Parlaments mit der FIFA über die „Lei Geral“ angeht (sie setzt den rechtlichen Rahmen für die Fussball-WM) zeigte sich Romário unnachgiebig.
Ich bin mit keinem der von der FIFA vorgebrachten Punkte einverstanden. (…) Die FIFA will im Land eine Macht ausüben, die ihr als privates Unternehmen nicht zusteht. Sie wird ihren Gewinn bekommen, ihre Steuern zahlen, wieder gehen und Brasilien so zurücklassen. Mit der Verschiebung der Abstimmung über die Lei Geral auf Februar können alle nochmal in Ruhe und besser über die Angelegenheit nachdenken. Wenn die FIFA es dann akzeptiert, dann gut. Wenn nicht, wird die Fussball-WM trotzdem stattfinden, ob’s ihr passt oder nicht.
Das klingt nicht gerade diplomatisch und dürfte die aufgeheizte Stimmung zwischen FIFA und Brasilien nicht gerade besänftigen.
Die brasilianische Regierung hat heute auf ihrer offiziellen WM-Website eine Übersicht über die Fortschritte bei den Stadionbauten veröffentlicht. Stand Ende 2011 und auf Englisch:
http://www.copa2014.gov.br/noticia/see-how-construction-works-world-cup-stadiums-looked-end-2011?language=en
Der brasilianische Tourismusminister Gastao Vieira teilt Romários Panikmache offenbar nicht. Die Infrastrukturmaßnahmen liefen entspannt und im Plan. Alles werde rechtzeitig fertig, sagte er in der Sendung „Bom dia, Ministro“, manches sogar eher als geplant, berichtet das „Portal 2014“:
http://www.portal2014.org.br/noticias/8802/PARA+MINISTRO+OBRAS+DA+COPA+ESTARAO+PRONTAS+ANTES+DO+PREVISTO.html