Romário beleidigt FIFA-Valcke und erntet Kritik

FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke sei ein „Betrüger“, „Dieb“ und „Arschgesicht“ und die FIFA eine einzige Peinlichkeit. So tönt der Ex-Weltfussballer und brasilianische Kongress-Abgeordnete Romário drei Monate vor WM-Beginn via Facebook. Doch die meisten brasilianischen Kommentare mögen ihm nicht folgen.

Nie Nerven liegen gut 90 Tage vor Beginn der Fussball-WM in Brasilien offenbar immer mehr blank. Auslöser für Romários jüngste Tiraden war ein Artikel in der britischen The Times vom 4. März, der den FIFA-Generalsekretär und Oberinspekteur der WM-Vorbereitungen mit den Worten zitiert, er befürchte, dass die WM in Brasilien als die schlechteste aller Zeiten wahrgenommen werden könnte.

Die Besorgnis Valckes bezog sich insbesondere und ausschließlich auf die IT-Struktur in vier Stadien, die noch nicht fertig sind und wo die Installation der Telekommunikationseinrichtungen noch gar nicht begonnen hat (Itaquerão in São Paulo, Arena Pantanal in Cuiabá, Beira-Rio in Porto Alegre und Arena da Baixada in Curitiba). Valcke sagte:

Wir arbeiten unter Bedingungen, wo der Zement noch nicht trocken ist und wo wir noch die komplette IT-Struktur für die Presse installieren müssen. Ohne dieses IT-System werden Sie (Journalisten) sagen, wir seien die schlechtesten Organisatoren und dass diese WM das schlechteste Event sei.

Eine FIFA-Sprecherin betonte gegenüber dem brasilianischen Portal uol, dass nicht Valcke selbst die schlechteste WM aller Zeiten befürchte, sondern nur befürchte, dass die Journalisten sie so klassifizieren könnten angesichts der noch zu lösenden IT-Probleme. Valcke habe nur darauf hinweisen wollen, dass alle zusammen arbeiten müssten, um diese Herausforderungen zu meistern. Für die Installation der IT-Struktur seien „mindestens“ 90 Tage nötig, erläuterte Valcke noch gegenüber der Times.

Für solch semantischen Feinheiten ist der populäre Volkstribun Romário nicht empfänglich und so poltert er in Bezug auf den uol-Artikel via Facebook (wo er fast 600.000 Fans hat):

Der Herr Generalsekretär der FIFA, Jérôme Valcke, sagte, er fürchte, dass die WM in Brasilien als die schlechteste von allen angesehen werde. Ich wüsste gerne, was die FIFA getan hat um Brasilien zu helfen, abgesehen vom Einfordern.

Die FIFA verkauft den Ländern eine so ausgefeilte Illusion, dass alle für eine Zeit lang glauben, es sei ein großer Gewinn, eine WM zu empfangen. Also geben die Länder Milliarden aus, um eine WM nach FIFA-Standard auszurichten, die Organisation macht sich die Taschen voll und haut wieder ab, während sie ein Gastgeberland  zurücklässt, das in Schulden ertrinkt.

Was ist die Moral einer solchen Organisation um solche Äußerungen von sich zu geben? Ich hoffe, dass die ganze Welt aufmerksam auf Brasilien schaut und andere Länder die Auflagen und die Unnachgiebigkeit der FIFA nicht akzeptieren werden, die sich über Bundesrechte und über die Kultur unseres Volkes hinwegsetzt. Vom Verhalten seiner Führungsleute gar nicht zu reden.

Die FIFA ist eine Schande.

Laut Romário wäre also die FIFA schuld, wenn die WM organisatorisch ein Reinfall werden sollte – wofür gegenwärtig alles spricht.

Doch wenn er – wie gewohnt – auf den wohlfeilen Applaus seiner Facebook-Fans setzte, so hat sich Romário getäuscht. Die überwiegende Mehrheit der Kommentare nimmt die FIFA in Schutz und verweist darauf, dass niemand Brasilien gezwungen habe, die WM auszurichten. Es sei der damalige Präsident Lula gewesen, der sie zusammen mit Ex-CBF-Präsident Teixeira ins Land geholt habe. Die Auflagen und Konditionen seitens der FIFA seien von Anfang an klar und deutlich gewesen. Nicht die FIFA sei eine Schande, sondern die korrupte brasilianische Politik und Wirtschaft, so der überwiegende Tenor der Kommentare.

Das ist ein durchaus bemerkenswerter Wandel in der öffentlichen Meinung, der sich da zu vollziehen scheint bzw. vollzogen hat.

Zu Zeiten des Confed Cups im vergangenen Jahr war die Empörung über die enormen Ausgaben und falschen Versprechungen der Politik so groß, dass Millionen Menschen protestierend auf die Straßen gingen und FIFA und korrupte Politik gleichermaßen in einen Topf warfen.

Nun wird auch dem einfältigsten Brasilianer klar, dass das Versagen vor allem auf brasilianischer Seite liegt und Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen.

Nun sind die Brasilianer ja eigentlich ein stolzes Volk. Die Aussicht, sich mit der WM zum Gespött der ganzen Welt zu machen, sorgt für wachsendes Unbehagen.

Ich kann mir vorstellen, dass dies die breite Bevölkerung dazu animieren könnte, das Versagen der offiziellen Organisatoren (an erster Stelle ist das Organisationskomitee unter Ex-Weltmeister Ronaldo zu nennen) durch eine besonders herzliche Gastfreundschaft wett zu machen und alles dafür zu tun, den internationalen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Es ist wohl auch die einzige Chance, die Brasilien hat, um das Mega-Event noch halbwegs zu retten und sein Gesicht zu wahren.

Danach wird mit der selbstgefälligen und inkompetenten politischen Kaste abgerechnet werden. Im Oktober stehen schließlich Präsidentschaftswahlen an…

In folgenden FIFA-Video reagiert Valcke auf die Vorwürfe und Unterstellungen von Romário.

Romário fürchtet größte Blamage in der WM-Geschichte

Weniger als 100 Tage bis zur WM 2014 in Brasilien

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