Der brasilianischen Wirtschaft scheint die Luft auszugehen. Im dritten Quartal 2011 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 0,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Sprich: Null-Wachstum. Stagnation. Brasiliens Finanzminister Guido Mantega hält das prognostizierte Jahreswachstum von 3,8 Prozent daher für nicht mehr erreichbar.
Seit dem 3. Quartal 2009 ist das Wachstum Brasiliens im Vergleich zum Vorquartal kontinuierlich gesunken, wie eine Grafik von O Globo veranschaulicht.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal schnitt Brasilien damit schlechter ab als die übrigen BRIC-Staaten, berichtet Veja. Während Brasiliens BIP im Jahresvergleich nur um 2,1 Prozent wuchs, betrug das Wachstum in China 9,1%, in Indien 6,9% und in Russland 4,8%.
Für das Gesamtjahr erwartet Mantega nach diesen Zahlen ein Wachstum von 3,2 Prozent. Brasiliens Finanzminister macht die globale Finanzkrise sowie geldpolitische Maßnahmen der Regierung für die Stagnation verantwortlich.
Für das kommende Jahr zeigen sich sowohl die brasilianische Regierung als auch die Zentralbank des Landes weiterhin optimistisch – trotz weltweiter Finanzkrise – und erwarten ein Wachstum zwischen vier und fünf Prozent.
Brasilien schließe das Jahr 2011 stabil und mit Wachstum ab, sagte Brasiliens Präsidentin Dilma laut Exame.com, und das Jahr 2012 werde noch besser. Brasilien stehe bereit, in eine „Ära des Wissens“ einzutreten: „Ich versichere, dass sich bis 2014 viele Dinge in Brasilien ändern werden“, erklärte die Präsidentin.
2014 findet in Brasilien die Fussball-Weltmeisterschaft (Copa 2014) statt.
Das brasilianische Rentensystem bedarf dringend einer Reform, berichtet „The Economist“ in einem sehr informativen Artikel. V.a. im öffentlichen Dienst werden horrende Summen gezahlt, die auf absehbare Zeit das Budget sprengen könnten:
http://www.economist.com/node/21551093
Die brasilianische Landwirtschaft hat 2011 einen Rekordüberschuss erzielt und so viele Waren exportiert wie nie zuvor:
http://agenciabrasil.ebc.com.br/new-in-english/2012-01-11/news-english-%E2%80%93-brazil%E2%80%99s-agrobusiness-sector-has-record-exports
Brasiliens Inflation lag im abgelaufenen Jahr bei 6,5 Prozent, wie das Statistikamt heute mitteilte. Sie fiel damit etwas geringer aus als von Bloomberg befragte Ökonomen erwartet hatten:
http://www.bloomberg.com/news/2012-01-06/brazil-unexpectedly-hits-2011-inflation-target-as-price-increases-slow.html
Brasilianischer Automobilmarkt bricht fünften Rekord in Folge. 2011 wurden gut 3,633 Millionen Fahrzeuge verkauft (inklusive Busse und LKW), ein plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meist verkauften PKW und Motorräder finden sich unter folgendem Link:
http://g1.globo.com/carros/noticia/2012/01/veja-10-carros-e-10-motos-mais-vendidos-em-2011.html
Einen kritischen Blick auf Brasiliens vermeintliche Wirtschaftskraft wirft Greg Michener im Latin America Monitor. Der Binnenmarkt sei durch hohe Einfuhrzölle geschützt, so dass die Mehrheit der Brasilianer Produkte konsumiere, die international nicht wettbewerbsfähig seien. Gemessen an ihrer Produktivität sei die brasilianische Wirtschaft wenig wettbewerbsfähig – mit Ausnahme des Agrarsektors:
http://www.csmonitor.com/World/Americas/Latin-America-Monitor/2012/0103/Brazil-s-bright-economy-clouded-by-low-productivity
Trotz der wirtschaftlichen Schwäche zum Jahresende hat Brasilien in diesem Jahr laut einer britischen Studie Großbritannien von Platz 6 der weltgrößten Wirtschaftsmächte verdrängt:
http://www.voanews.com/english/news/americas/Brazil-Overtakes-Britain-as-Worlds-6th-Largest-Economy-136350073.html
Brasiliens Wirtschaft stagniert – und Dilma ist voraussichtlich die richtige Präsidentin für ungemütlichere Zeiten, schreibt Tim Padgett im Global Spin Blog:
http://globalspin.blogs.time.com/2011/12/08/a-new-iron-lady-why-dilma-is-brazils-best-bet-to-revive-its-slumping-economy/#ixzz1fyFYidIi