Wir sind nicht Papst


Papst Benedikt XVI. ist heute zu einem viertägigen Staatsbesuch in Deutschland eingetroffen. Petrus hatte ein Nachsehen mit seinem Nachfolger auf dem Stuhl Petri und schenkte beim Empfang in Berlin Sonnenschein.

Papst-Plakat am Springer-Haus
Ausgerechnet die Bild-Zeitung meint, sie sei Papst. Geht's noch?

Aber ansonsten herrscht alles andere als eitel Sonnenschein. Der Heilige Vater findet ein Deutschland vor, in dem sich der Katholizismus in der Krise befindet. Verschärft wurde sie noch durch die Missbrauchsvorfälle im vergangenen Jahr, die allein 2010 rund 180.000 Katholiken aus der Kirche getrieben haben.

Angesichts der umstrittenen und streitwürdigen Dogmen der katholischen Kirche, insbesondere was die Sexualmoral angeht, haben sich rund 100 Bundestagsabgeordnete entschlossen, der Rede des Oberhauptes der katholischen Kirche vor dem Bundestag fernzubleiben.

Ich finde das albern. Man mag zum Papst und seinen Ansichten stehen wie man will, aber wenn man jemanden einlädt zu kommen und zu reden, dann sollte man auch zumindest soviel Höflichkeit besitzen, ihm zuzuhören.

Der Papst befehligt schließlich keine Armee, die gewaltsam in andere Länder eindringt und dort Tod und Verderben bringt.

Er repräsentiert mit einer Milliarde Katholiken die größte Glaubensgemeinschaft der Welt. Und was so ein kirchliches Oberhaupt zu sagen hat, sollte einen Parlamentarier immer interessieren.

Abgesehen davon darf man auch ruhig mal ein bisschen stolz sein, dass ein Deutscher es zum Oberhaupt der katholischen Kirche geschafft hat.

Katholische Kirche hat sich von den Bedürfnissen der Gläubigen entfernt

Ich persönlich bin kein Freund des Papstes und seiner Dogmen. Schon kurz nach meiner Schulzeit bin ich aus der katholischen Kirche ausgetreten und hätte es wohl schon früher getan, wenn ich schon eher kirchensteuerpflichtig gewesen wäre.

Dennoch war Kardinal Joseph Ratzinger trotz seiner erzkonservativen Ausrichtung immer ein brillanter, hochintellektueller Kopf. Sehr vergeistigt, sehr präzise in seiner Wortwahl. Sich mit ihm intellektuell zu messen, ist eine große Herausforderung, der nur wenige gewachsen sind.

Aber eben dieses Akademische, Vergeistigte, Dogmatische ist das Problem.

Die katholische Kirche hat sich viel zu weit von den Sorgen, Nöten und Bedürfnissen der Gläubigen entfernt. Sie liefert vielleicht Antworten auf die drängenden Probleme der Zeit, aber keine Erlösung.

Dabei ist das Bedürfnis der Menschen nach einem geistig-moralischen Kompass, nach Lebenssinn und göttlicher Erlösung gerade in diesen Zeiten nicht minder groß.

Früher oder später gerät jeder Mensch in eine Situation, in der er Gott sucht und nach ihm ruft. Denn zu viele Dinge widerfahren uns im Leben, für die wir selbst keine Lösung finden und wo uns niemand helfen kann.

Mein damaliger Austritt aus der katholischen Kirche hat mein persönliches Verhältnis zu Gott nie beeinträchtigt. Und ich konnte viele Jahre gut damit leben, keiner anderen religiösen Gemeinschaft anzugehören.

Dennoch ist meine persönliche Verbindung zu Gott nie abgebrochen – wenngleich ich ihm lange Zeit sehr kritisch gegenüber stand.

Wer suchet, der findet

Sonne zeichnet Kreuz auf Kugel des Fernsehturms am Alexanderplatz
Die Sonne malt ein Kreuz auf den Fernsehturm am Alex

Wiederbelebt wurde mein Glaube durch die Begegnung mit der Oma meiner brasilianischen Frau. Sie ist ein grundgütiger und barmherziger Mensch, der trotz großer persönlicher Armut sechs eigene und 16 fremde Kinder aufzog, dazu noch etliche Enkelkinder, darunter meine Frau.

Sie hat das aus einem tiefen Glauben und einem großen Vertrauen in Gott und Jesus getan. Und bei alledem ist sie ein sehr lebensfroher und zufriedener Mensch, der mit beiden Füßen auf der Erde steht.

Ich bewundere sie wie eine Heilige. Und ich habe schon bei unserer ersten Begegnung vor rund sechs Jahren gespürt, dass sie einen echten „Draht nach oben“ hat. Wenn sie für mich und meine Familie betet, wie sie es getan hat, als unsere Tochter als extremes Frühchen auf die Welt kam, dann weiß ich, dass sie erhört wird. Und sie wurde erhört.

Wer keine Heimat mehr in der katholischen Kirche findet, der kann sie woanders suchen.

In Brasilien, nach wie vor das Land mit den meisten Katholiken auf der Welt, wenden sich auch immer mehr Menschen von der katholischen Kirche ab und den evangelikalen Kirchen zu.

Solche Kirchen findet man auch in Deutschland. Ich kann jedem, der Gott sucht, die UKRG (Universale Kirche vom Reich Gottes) an’s Herz legen. Die Igreja Universal do Reino de Deus ist die größte protestantische Kirche in Brasilien und hat in deutschen Großstädten mehrere Gemeinden.

Dort trifft man 24 Stunden am Tag immer einen Geistlichen an, der einem in der Stunde der Not Hilfe bietet. Zwar sind die Gottesdienste mit ihrer brasilianisch-temperamentvollen Art für einen Mitteleuropäer zunächst gewöhnungsbedürftig. Aber hier werden die Menschen mit ihren Alltagssorgen und Alltagsproblemen noch ernst genommen. Die Pastoren arbeiten mit ihren Worten und Taten intensiv daran, das jeweilige Problem aus der Welt zu schaffen. Und sie lassen Wunder geschehen.

Ich persönlich habe damit bisher nur die besten Erfahrungen gemacht.

Ich denke, wir müssen dieser auf Profit, Gier und Zerstörung ausgerichteten Welt etwas entgegensetzen. Nämlich Glaube, Liebe, Hoffnung. Gott.

To make the world a better place.

Wir sind nicht Papst

Immer weniger Katholiken in Brasilien

 

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