Karneval in Porto Seguro

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, beklagen Karnevalsfreunde. In Porto Seguro aber nicht. Da fängt es sogar erst an, interessant zu werden. Gestern Abend z.B. ist Michel Teló hier aufgetreten.

250.000 Touristen wurden an den Karnevalstagen in Porto Seguro erwartet, einer Stadt, die selbst nur rund 140.000 Einwohner zählt. Ob es tatsächlich so viele waren, lässt sich schwer sagen. Wirklichen Überblick hat da ohnehin niemand, schließlich gibt es sehr viele Leute, die bei Freunden oder Familienangehörigen unterkommen oder Zimmer und Häuser von Privat mieten und somit durch die offizielle Statistik fallen.

Die Stadt hatte sich seit Karnevalsfreitag spürbar gefüllt, die größte Einreisewelle gab es am Samstag. Aber der riesen Ansturm, der die Stadt aus allen Nähten platzen lässt und von dem mir im Vorfeld erzählt worden war, kam nicht. Laut Einheimischen war es letztes Jahr deutlich voller. Es waren aber auch so genug Leute.

Wie voll die Stadt geworden war, merkte man vor allem am Karnevalssonntag am kilometerlangen Strand. Große wie kleine Strandbars waren gerappelt voll. Das Strandleben strotzte nur so vor Vitalität und Energie.

Ich lernte an meinem Stammplatz eine Gruppe Jungs aus der Gegend um Ilheus (Bahia) kennen, die bis Ende des Monats hier bleiben werden. Sie hatten schon einen ganzen Berg leerer Bierdosen zu ihren Füßen liegen und waren bestens drauf.

Abends machte ich mich ins Zentrum auf, um mir den allabendlichen Festumzug anzuschauen. Ich war aber zu früh unterwegs. Es war noch nicht sonderlich voll, die Getränkestandbesitzer saßen rum und drehten Däumchen. Die drei oder vier Trucks, die mit Live-Bands durch die Straßen ziehen würden, standen noch regungslos rum. Ich hatte aber keine Lust, auf den Beginn der Veranstaltung zu warten und fuhr wieder nach Hause.

Der große Partylöwe bin ich eh nicht, außer wenn ich mit den richtigen Leuten unterwegs bin.

Aber wer sich gern ins Nacht- und Partyleben stürzt, für den gibt es rund um den Karneval ein reichhaltiges Angebot, wie die Agenda der Stadt Porto Seguro zeigt.

Am Aschermittwoch hat die berühmteste Strandbar Axé Moi mit einem dreitägigen Karnevalsprogramm begonnen. In der Arena, einem eigenen, von einer hohen Mauer umgebenen Areal an der Küstenstraße, treten an drei aufeinanderfolgenden Tagen bekannte Künstler auf, darunter Claudia Leite und Michel Teló, der mit seinem Ai Se Eu Te Pego (Nossa Nossa) einen Welthit gelandet hat.

Das wäre was für mich. Die Eintrittspreise sind allerdings gesalzen. Daher habe ich eine Mail an die Veranstalter geschickt und um eine Akkreditierung gebeten, bisher aber keine Antwort bekommen. Haben sie wohl auch nicht nötig. Das Axé Moi ist so bekannt und beliebt, dass man auf die Publicity in einem kleinen deutschen Blog nicht angewiesen ist. Schon als ich am Karnevalssonntag auf der Empore der Strandbar drehen wollte, verwehrte mir ein Türsteher den Zugang. Das ist mir in all den Jahren, die ich nach Brasilien reise und filme nicht untergekommen. Selbst in einer der berühmten Sambaschulen von Rio habe ich vor Jahren überall hin Zugang bekommen. Viele Einheimische haben mir bestätigt, dass sie das Axé Moi wegen dieser Arroganz und Überheblichkeit nicht mehr leiden können. (So, jetzt hab ich’s ihnen aber gegeben!)

Man muss ihnen aber lassen, dass sie es verstehen, die Leute zu unterhalten. Gestern nochmal dort vorbeigeschaut und fasziniert stehengeblieben, als die bekannte Transe Lady Butterfly die Bühne rockte. Das war ausgesprochen lustig.

Dass Michel Teló gleich am ersten Abend des Festivals in der Arena auftreten würde, hatte ich nicht mitbekommen. Von lauter Musik, die bis in mein mehrere Kilometer entferntes Mundaí dröhnte wachgehalten, setzte ich mich schließlich gegen 3 Uhr nachts auf mein Fahrrad und fuhr dem Lärm  entgegen. Er kam wie erwartet aus der Arena. Da war der Höhepunkt der Veranstaltung aber sichtlich schon überschritten. Viele Leute hatten die Arena offenbar schon verlassen, weitere folgten. Allzu animiert wirkten die Festivalbesucher nicht. Ich sprach mit einem Besucher, der mich um Feuer gebeten hatte, wann denn Michel Teló auftreten würde und er sagte, er sei heute schon aufgetreten. Ob es gut gewesen sei, fragte ich. Er verneinte zunächst, korrigierte sich aber und sagte dann es sei „gut“ gewesen. Mehr aber auch nicht. War also offenbar nicht der große Knaller. (Habe aus dem  fernen Mundaí ja nicht einmal vernommen, dass er aufgetreten ist. Kein Gekreische, kein frenetischer Applaus.)

Die meisten Einheimischen und viele Touristen fiebern ohnehin nur dem 16. Februar entgegen. Dann tritt Gasparzinho, der neue Shootingstar der Region, im Complexo Baianão auf, einem Viertel, wo die einfachen Leute leben. Die Musik des Bahianers ist zur Zeit an allen Ecken zu hören. Mir gefällt sie auch. Ich habe mich schon mit etlichen Freunden dort verabredet. Der Eintritt ist frei.

In Paradise

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