Embratur-Umfrage: Rio+20-Besucher sehen Brasilien auf Mega-Events gut vorbereitet

Da freut sich die staatliche brasilianische Tourismus-Organisation: 81% der befragten Rio+20-Besucher meinen, Brasilien sei bzw. werde gut vorbereitet sein auf die kommenden sportlichen Groß-Events. Kann man das glauben?

Christusstatue in Rio de Janeiro
Cristo Redentor in Rio (Photo: Michael Rüf)

Der UN-Nachhaltigkeitsgipfel Rio+20 fand vom 13. – 22. Juni in Rio de Janeiro statt, wobei er seinen Höhepunkt vom 20. – 22. Juni erlebte, als auch die Staats- und Regierungschefs etlicher Länder zugegen waren. Insgesamt waren laut UN über 29.000 Vertreter von Staaten, staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen sowie Medien akkreditiert.

Das gesamte Event mit seinen unzähligen Nebenveranstaltungen zog noch weit mehr Leute an. Rio’s Bürgermeister Eduardo Paes sprach nach der Konferenz von rund 110.000 Besuchern während der gesamten zehn Tage.

Embratur beauftragte das Marktforschungsunternehmen FSB Pesquisa mit einer Umfrage unter den Teilnehmern. Sie wurde am 20. und 21. Juni in Rio de Janeiro unter insgesamt 228 Delegierten und Journalisten aus 42 Ländern durchgeführt. Hier die Ergebnisse:

  • 54% waren zum ersten Mal in Brasilien.
  • Vom Rest waren 64% bereits zwei- bis fünfmal dort.
  • 63% der Befragten waren für vier bis zehn Tage gekommen.
  • 62% bewerteten die Sauberkeit mit gut bis sehr gut.
  • 72% bewerteten die Sicherheit mit gut bis sehr gut.
  • 97% wollen wiederkommen, 54% davon als Tourist, 57% geschäftlich.
  • 81% meinten, Brasilien sei bzw. werde gut vorbereitet sein auf die großen sportlichen Events.
  • 84% reisten über Rio’s Internationalen Flughafen Galeão ein. Davon hielten ihn 56% für gut, 39% für normal.
  • Für 59% hat sich das Bild, das sie von Brasilien hatten, durch die Reise verbessert.
  • 75% der Befragten zeigten sich mit den Restaurants zufrieden bis sehr zufrieden.
  • Negativer bewertet wurden u.a. Telefon und Internet. Nur 46% waren damit zufrieden.
  • Am schlechtesten wurde die Verkehrssituation bewertet: 81% nannten sie schlecht bis sehr schlecht.
  • Im Bezug auf Brasilien als touristisches Ziel wurden die Preise, Sprachprobleme und die Infrastruktur als größte Hindernisse genannt. Positiv bewerteten die Befragten die Naturschönheiten, die Mentalität und Gastfreundlichkeit der Brasilianer.
  • Die Hotelunterkünfte wurden von 53% als gut bis sehr gut bewertet und von 25% als normal.

Embratur zieht aus dieser Umfrage den Schluss, dass die Vorbereitungen für die kommenden sportlichen Groß-Events wie Fussball-WM 2014 und Olympische Sommerspiele 2016 auf einem guten Weg sind. Insbesondere bei der Mobilität und Telekommunikation sieht man aber noch erheblichen Verbesserungsbedarf.

Da ich nicht persönlich vor Ort war, kann ich diese Ergebnisse nicht mit eigenen Erfahrungen abgleichen. Dennoch halte ich diese Umfrage für nur bedingt aussagekräftig.

228 Befragte erscheinen mir angesichts von rund 40.000 Besuchern des Kongresszentrums Riocentro und 110.000 Besuchern der Stadt als wenig, die befragte Auswahl von Journalisten und Delegierten als zu privilegierte Gruppe. Man darf davon ausgehen, dass die Befragten sich in der Mehrzahl nicht persönlich um eine Unterkunft kümmern mussten und eher nicht die schlechtesten bekamen.

Zur Copa 2014 werden weit mehr Touristen erwartet und die werden zu einem nicht unerheblichen Teil auf eigene Faust anreisen. Und ob jene vielen Rio+20-Teilnehmer, die nicht zu den Privilegierten gehörten, die Fragen auch so beantwortet hätten, möchte ich bezweifeln.

Und kann jemand, der nur für wenige Tage nach Rio kommt (54% zum ersten Mal überhaupt), bewerten, ob Brasilien auf die kommenden Großereignisse gut vorbereitet ist bzw. sein wird?

Embratur sollte sich nicht zu sehr auf den Ergebnissen dieser Umfrage ausruhen. Aber selbst wenn man die Ergebnisse für voll nimmt, bleibt noch viel zu tun, v.a. in den Bereichen Verkehr und Telekommunikation sowie Fremdsprachenkenntnissen. Aber das wusste man eigentlich schon vorher.

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