Ankunft in Porto Seguro

In Porto Seguro nahm die Eroberung Brasiliens ihren Anfang. Die Conquistadores schätzten diesen Küstenabschnitt, weil das Meer so ruhig war und einen sicheren Hafen bot. Daher der Name. Ich denke, es ist auch im übertragenen Sinne ein sicherer Hafen.

Ruhig, weil praktisch ohne Wellengang, ist das Meer immer noch. Die Küstenstadt mit ihren rund 140.000 Einwohnern selbst ist aber alles andere als das. Man darf Porto Seguro getrost als das Epizentrum von Brasiliens Partykultur bezeichnen.

An dem schier endlosen, breiten und feinen Sandstrand reiht sich eine große Strandbar an die nächste. Sie wechseln sich mit ihren Hauptevents so ab, dass man im Laufe einer Woche die größten erlebt und sieben verschiedene Strandbars kennengelernt hat.

Manche vergleichen Porto Seguro mit Ibiza. Es läuft aber überwiegend andere Musik, nämlich hauptsächlich brasilianische. Und der Drogenkonsum hält sich im Vergleich zu Ibiza sehr in Grenzen. Die Polizei lässt in dieser Hinsicht keine Exzesse zu.

An diesem schon damals beliebten Touristenort bin ich vor einigen Jahren schon zwei oder dreimal gewesen. Ich war gespannt, wie er sich in der Zwischenzeit verändert hat. Mein brasilianischer Freund Chico, der jetzt in Berlin lebt, hat dort noch bis vor wenigen Monaten länger gelebt und mir davon vorgeschwärmt.

Wie schon im vorangegangenen Artikel erwähnt, hat er dort Familie und ein Apartment, das er mir für drei Wochen zur Verfügung gestellt hat (wenn ich denn so lange hier bleibe).

Entgegen vorangegangener Befürchtungen wurde ich wie verabredet am vergangenen Freitag aus Salvador kommend am Busbahnhof von seiner Mutter abgeholt. Sie war in Begleitung ihrer eigenen Mutter. Sie erzählte, dass ihr kürzlich in Porto Seguro ihr Auto geklaut worden sei. Daher brachte sie mich mit einem der Autos ihrer reichen Tochter zum Apartment.

Es liegt in der Nähe der Aussichtsplattform Mundaí – das Wort ist eine Verkürzung von mundo aí, „die Welt dort“. Der nächstgelegene Strandabschnitt trägt den gleichen Namen.

Ich war verblüfft, als ich die Wohnung sah. Sie liegt in einem kleinen Condomínio, einer von einer Mauer umgebenen Ansammlung von vier Häusern in gepflegter Gartenanlage mit gemeinsamem Pool. Jedes der Häuser hat zwei Etagen mit jeweils einem Apartment. Das Apartment, in dem ich wohne, wird normalerweise von Chicos Mutter bewohnt, wenn es nicht vermietet ist.

Es ist hochwertig eingerichtet, hat zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit Pantryküche und natürlich Dusche mit WC. Wohn- und Schlafzimmer sind mit großen Flachbildschirmen und Sky-Decodern ausgestattet. Auch eine Mikrowelle und eine Waschmaschine gibt es. Besser geht’s also kaum.

Die unmittelbaren Nachbarn sind teils Einheimische, teils Touristen. Letztere zahlen hohe Preise, um hier ein paar Tage Urlaub zu machen.

Eigentlich verfügt die Wohnung auch über Internet. Doch Chicos Mutter gestand mir schon auf der Fahrt zur Wohnung mit schlechtem Gewissen, dass das Internet nicht funktioniere. Chico hatte ihr schon gesagt, dass mich diese Nachricht nicht sehr freuen würde, weil ich das Internet für meine Arbeit brauche.

Ich erholte mich aber schnell von diesem kurzen Schreck. Es würde sich schon eine andere Möglichkeit finden. Außerdem wird diese Einbuße durch den sonstigen Komfort mehr als wett gemacht.

Chicos Mutter hat dem Provider schon gekündigt und einen anderen beauftragt. Es dauere aber  noch zwei Wochen, bis der Zugang eingerichtet sei. Nun denn, mit dem Internet habe ich in Brasilien schon so einige Erfahrungen gesammelt

Eigentlich habe ich ja über meinen brasilianischen Mobilfunkbetreiber TIM Zugang zum Internet. Leider ist das Netz hier in der Ecke so schwach, dass es des Öfteren nicht mal zum Telefonieren reicht. Und selbst wenn ich Internetzugang habe, ist es sehr langsam.

An der Küstenstraße, die etwa einen Kilometer von meiner Unterkunft entfernt ist, zeigte mir Chicos Mutter ein LAN-House/Internet-Café. Vier Reais kostet dort die Stunde, was akzeptabel ist. Man kann dort aber nicht skypen, sagte mir der Mitarbeiter. Das ist wiederum schlecht, will ja schließlich mit meinen Kindern in Berlin videochatten können (vor wenigen Jahren war so etwas noch undenkbar, jetzt finden wir es schon selbstverständlich…).

Am Ende hat sich trotzdem eine Möglichkeit ergeben.

Ich lernte am vergangenen Samstag Tadeu kennen, einen sehr guten Freund von Chico, der ebenfalls viele Jahre in Deutschland gelebt hat und inzwischen in Arraial d’Ajuda lebt, einem ebenfalls sehr beliebten Nachbarort von Porto Seguro.

Tadeu ist hier gut vernetzt und steht mir, wenn er Zeit hat, zur Verfügung, um tiefere Einblicke in das Business hier zu bekommen.

Er machte mich mit seiner Ex bekannt, die gleich bei mir um die Ecke in einem unverputzten Haus am Waldrand wohnt. Sie führt ein alternatives Leben, ist Journalistin wie ich und betreibt ein eigenes Webradio. Sie bot mir sofort an, jederzeit bei ihr vorbeikommen und ihren schnellen Internetanschluss mitbenutzen zu dürfen. Valeu!

Sie war noch ganz aufgebracht, als wir sie antrafen. Denn kurz zuvor war eine riesige Schlange aus den Baumwipfeln erst auf ihr Dach und dann auf den Waldboden geplumpst, mit einer Beute im Maul. Malu fauchte die Schlange an, sie solle gefälligst das noch lebende Beutetier (ein Eichhörnchen oder so etwas Ähnliches) loslassen. Die Schlange war so verdutzt, dass sie tatsächlich losließ und sich vom Acker machte. So eine riesige Schlange hatte Malu noch nie in ihrem Refugium gesehen.

Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und ich kann mich nur wieder einmal über diese merkwürdigen Fügungen wundern, die mir in Brasilien immer wieder passieren.

Dass nur etwa zweihundert Meter entfernt eine so interessante Frau (mit Internet!) wohnt, welche die Ex vom besten Freund meines Freundes Chico ist – ein bemerkenswerter Zufall.

Meine ersten Eindrücke von Porto Seguro nach dem Wiedersehen?

Eigentlich hat sich gar nicht so viel verändert. Es ist nur noch voller geworden. Und teurer (man findet aber trotzdem noch günstige Restaurants und Läden abseits der Touristenpfade).

Zu den Spitzenzeiten morgens und abends zieht eine Blechlawine durch die Stadt und die lange Küstenstraße entlang.

Die Einheimischen klagen sehr über den Verkehr. Dafür sei Porto Seguro nicht gebaut.

Derzeit ist es besonders voll. Es ist Hauptsaison, brasilianische Sommerferien. Und der Karneval steht vor der Tür, der auch in Porto Seguro exzessiv gefeiert wird. Vor den Karnevalstagen, an den Karnevalstagen und danach.

Die Entfernungen sind aber groß, Mobilität ist daher wichtig, um in die Stadt oder an die zahlreichen Strände zu kommen.

Ein Auto zu mieten macht eigentlich keinen Sinn (abgesehen davon, dass es teuer ist. Ich hatte ein Angebot von 70 Reias/Tag, was für diese Zeit noch günstig ist).

Ein Motorrad/Moped ist nur unwesentlich billiger.

Busse sind überfüllt und Taxis sind teuer und stehen genauso im Stau.

Gott sei Dank hat Chico noch ein funktionierendes Mountainbike hier stehen. Passt nicht für jede Gelegenheit (das Zentrum ist von mir aus 7 km entfernt) und zu jeder Uhrzeit, aber es ist schon eine große Hilfe.

Wer’s ruhiger haben will, geht nach Arraial. Noch ruhiger ist es in Trancoso. Dort haben sich aber die Superreichen eingenistet, mit entsprechend gesalzenen Preisen. Am ruhigsten und wieder deutlich günstiger soll es es in Caraíva sein.

Alles nicht weit von Porto Seguro entfernt. Und der Sommer ist ganzjährig und endlos.

Porto Seguro ist somit eine perfekte Ecke für all diejenigen, die noch nie in Brasilien waren und es kennenlernen wollen.

Die Stadt ist dank des Tourismus wohlhabend. Wer hier Urlaub macht, hat einen gut oder sehr gut bezahlten Job. Es gibt daher keine nennenswerte Straßenkriminalität.

Porto Seguro ist also auch in dieser Hinsicht ein sicherer Hafen.

Fotos poste ich auf meiner Facebook-Seite, weil man Blog was Fotos angeht leider zu limitiert ist.

Reise nach Brasilien – Salvador da Bahia

 

7 Gedanken zu „Ankunft in Porto Seguro“

  1. Hola, also schön zu lesen, vor allem wenn man Südamerika so mag wie ICH. Wenn Du denn mal in Argentina/ Querido Buenos Aires journalistisch tätig werden willst, dann sag mir mal Bescheid. Vielleicht kann ich dir da ein paar Anlaufstellen und gastfreundliche Unterkünfte nennen! DAS ist MEIN Land!

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