Abi-Treffen nach 25 Jahren

Im Klassenraum

Am Wochenende beim Treffen meines Abitur-Jahrgangs gewesen. 25 Jahre ist es her, dass wir unser Abi gemacht haben. Und 15 Jahre ist es her, dass ich an einem solchen Jahrgangstreffen teilgenommen habe. Eine lange Zeit, in der ich praktisch mit niemandem mehr Kontakt pflegte, zumal ich schon lange nicht mehr in der Region lebe. Umso größer war die Spannung, wie wohl das Abi-Treffen verlaufen würde.

Im KlassenraumBesonders gespannt war ich auf einen meiner ehemaligen Mitschüler, mit dem ich auch nach der Schulzeit noch lange Kontakt hatte, weil wir zusammen Musik gemacht haben. Aber in den letzten Jahren war der Kontakt eingeschlafen. Das Treffen war also eine willkommene Gelegenheit, diesen Kontakt wieder aufleben zu lassen. Da er zu den Organisatoren des Klassentreffens gehörte und die Räumlichkeiten für die Feier zur Verfügung stellte, war schonmal sicher, dass ich ihn wiedersehen würde.

Und die anderen? Wer würde wohl zu dem Treffen kommen? Wer wird mich erkennen? Wen werde ich erkennen? Wie werden wir uns verstehen? Wird das ganze eher eine verkrampfte Veranstaltung, bei der ich feststellen werde, dass ich eigentlich mit niemandem mehr etwas anfangen kann?

Ich hatte ein Hotelzimmer vor Ort gebucht, um unbeschwert trinken zu können. Und um mich im Zweifelsfall klammheimlich verdrücken zu können, sollte die Veranstaltung zu langweilig werden…

Und ich hatte mich vorbereitet: Kramte unsere damalige Abizeitung hervor und studierte den hinteren Teil, in dem alle Schüler des Jahrgangs mit Foto und Name aufgeführt sind. Alles in allem 156 Personen!

Führung durch die Räumlichkeiten der Schule

Das Abi-Treffen begann um 16 Uhr an unserer ehemaligen Schule, wo ein früherer Lehrer uns empfangen und die Schule zeigen wollte.

Als ich eintraf, war erst ein halbes Dutzend Ehemalige da. Ich schaute in die Runde, erkannte die meisten Gesichter, mir fielen aber beim besten Willen die Namen dazu nicht ein. Umgekehrt lief’s besser. Die Leute erkannten mich und wussten auch noch meinen Namen.

Immer mehr Ehemalige trafen ein und es gab ein großes Hallo und Wiedersehen. Einer der Organisatoren stieß dazu, der mich ausfindig gemacht und mir die Einladung geschickt hatte. Wenigstens einer, bei dem ich Gesicht und Namen gleich parat hatte…

Der ehemalige Lehrer tauchte auf. Er ist zugleich Vorsitzender des Fördervereins des Gymnasiums und konnte uns dementsprechend genauestens erklären, welche Modernisierungsmaßnahmen es an der Schule seit damals gegeben hat. Die sah eigentlich genau so aus wie vor 25 Jahren. Immerhin machte sie keinen baufälligen Eindruck. Manche der Ehemaligen, die noch in der Region leben, haben sogar schon ihre Kinder auf der Schule.

Die größte Veränderung habe es im naturwissenschaftlichen Trakt gegeben, der nun auf dem neuesten technischen Stand sei, so der Lehrer. Leider konnten wir keinen Blick hineinwerfen. Statt dessen bekamen wir die Bibliothek gezeigt, die nun deutlich größer ist und mit einigen Computer-Arbeitsplätzen ausgestattet ist.

Der Förderverein spiele eine große Rolle bei der Ausstattung der Schule, erklärte uns der Lehrer. Von staatlicher Seite werde zwar viel gewünscht und gefordert („Schulen ans Netz“), beklagte der Vorsitzende des Vereins, aber wenig Mittel bereitgestellt. So würden seitens der Eltern und Schüler immer mehr Wünsche an den Förderverein herangetragen. Die gehen in die Tausende (Euro).

Der Lehrer hatte noch ein Geschenk für uns: Wer sich rechtzeitig für das Abi-Treffen angemeldet hatte, der konnte seine Abi-Klausuren mit nach Hause nehmen. Er hatte sie in mühevoller Arbeit aus den Kellerarchiven der Schule herausgesucht.

Ich hatte zu spät von dem Treffen erfahren und ging daher leer aus, konnte aber meine Anschrift hinterlassen und bekomme die Arbeiten zugeschickt.

Dann setzten wir uns alle in ein Klassenzimmer. Wir dürften zu dem Zeitpunkt etwa 40 Leute gewesen sein. Zwei Ehemalige – der eine inzwischen selbst Lehrer – machten sich einen Spaß und teilten eine Klausur aus. In der ersten Aufgabe sollten wir einen lateinischen Text übersetzen, in der zweiten eine Mathe-Aufgabe lösen. Niveau 10. Schulklasse. Es war ein Desaster. (Hier das Dokument: Probeklausur Abitreffen)

Etwa die Hälfte der Ehemaligen kommt zur Feier

Anschließend war Aufbruch in den 7 Kilometer entfernten Ort, wo die Feier stattfand. Da ich selbst nicht mit Auto angereist war, fand ich bei einem ehemaligen Mitschüler eine Mitfahrgelegenheit.

Zur Feier trudelten immer mehr Ehemalige ein. Am Ende dürfte die Hälfte des Jahrgangs vertreten gewesen sein. Die meisten lebten immer noch in der Region oder zumindest in Nordrhein-Westfalen. Den weitesten Weg hatte ein Mitschüler auf sich genommen, der in London lebt. Auch einige andere hat es ins Ausland verschlagen, nach Asien, Italien. Vier sind bereits verstorben: Einer an Leukämie, drei nahmen sich selbst das Leben. Traurig.

Die Feier war sehr fröhlich und ausgelassen. Da ich als einziger die Abi-Zeitung dabei hatte, war sie sehr gefragt. Viele hatten das gleiche Problem wie ich und bekamen Gesichter und Namen nicht mehr zusammen – obwohl sie im Gegensatz zu mir beim Treffen vor fünf Jahren dabei gewesen waren, das offenbar besser besucht war als das 25-Jährige.

Es war spannend zu hören, was aus den Leuten geworden ist. Die meisten sind verheiratet und haben Kinder, einige sind auch wieder geschieden oder stehen kurz davor. Wie das Leben eben so spielt.

Auch meinen Kumpel, mit dem ich nach der Schulzeit noch Musik gemacht hatte, traf ich wieder. Er hatte in einem Nachbarort allerdings noch das Catering für eine andere Veranstaltung übernommen, war dementsprechend viel beschäftigt. Aber wir schafften es, uns immerhin über die wichtigsten Neuigkeiten auszutauschen. Alles weitere dann in Zukunft.

Alles in allem hat sich der weite Weg sehr gelohnt. Es war eine tolle, feuchtfröhliche Feier, die für mich erst um 5 Uhr morgens endete. Da hatten wir noch mit einem Dutzend Leuten an der Theke gestanden.

Ich persönlich habe darüber gestaunt und mich gefreut, wie herzlich und freundlich ich aufgenommen wurde und wie viele mich auf Anhieb erkannten. Denn zu Schulzeiten fühlte ich mich eigentlich nicht so integriert: Ich wohnte damals weit weg vom Schuss und konnte kaum am außerschulischen Leben teilnehmen.

Nun habe ich viele Kontakte wieder aufgefrischt. Und gemerkt, wie sehr ich mit meiner Heimat verbunden bin, wie stark man von der Schulzeit geprägt ist.

Überhaupt: Jedes Mal, wenn ich ins Rheinland komme, geht mir das Herz auf. Ich liebe diese Menschen. Ihre Offenheit, ihre Herzlichkeit, ihre Kommunikationsfähigkeit.

Ich hätte nicht wenig Lust, wieder dort zu leben.

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