Weniger als 100 Tage bis zur WM 2014 in Brasilien

Um genau zu sein: Es sind nur noch 99 Tage bis zum Anstoß am 12. Juni in São Paulo. In Brasilien macht sich nun doch Nervosität breit und sogar Ansätze von Selbstkritik sind zu vernehmen. Denn es ist offensichtlich, dass Brasilien schlecht vorbereitet ist.

Vier Stadien harren noch immer der Fertigstellung, darunter das Eröffnungsstadion Arena Corinthians in São Paulo. Die Arbeiten waren durch einen Baukranunfall mit zwei Toten besonders ins Hintertreffen geraten. Offiziell soll es bis zum 15. April fertig sein, die FIFA rechnet erst im Mai damit. Für die Arena da Baixada in Curitiba gilt Ähnliches. Die Fertigstellung der Arena Pantanal in Cuiabá ist für April vorgesehen. Am Sonntag soll immerhin das viertletzte von zwölf WM-Stadien, die Arena Amazônia in der Urwaldmetropole Manaus eingeweiht werden.

Aber die Stadien sind ja nur einer von vielen Aspekten. In keinem der 12 Stadien wurde mit der Installation der temporären Einrichtungen wie den Pressezentren begonnen, wie veja berichtet. Mancherorts haben nicht einmal die Ausschreibungen dafür begonnen und Stadionbetreiber und Lokalpolitik streiten um die Finanzierung. Hochfliegende Pläne wie eine Hochgeschwindgkeitstrasse zwischen Rio und São Paulo und Straßenbahnprojekte in den Metropolen stehen nur auf dem Papier, die Modernisierung der meisten Flughäfen wird bis zur WM nicht vollzogen sein.

Besorgniserregend ist auch der verzögerte Ausbau der Telekommunikationsstrukturen. Angesichts der erwarteten Massen an Touristen und Journalisten aus aller Welt darf schon jetzt von einer völligen Überlastung der Netze ausgegangen werden.

Rodrigo Prada, Direktor des vom Architektenverband betriebenen portal2014, hat nur noch Spott für die WM-Vorbereitungen übrig:

100 Tage vor Beginn des Wettbewerbs präsentiert Präsidentin Dilma Rousseff mit Stolz den wirtschaftlichen Gewinn, den Brasilien davontragen wird und hat Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt, um brasilianische Monumente in Grün und Gelb erleuchten zu lassen. Ihr Sportminister Aldo Rebelo (…) lobt in höchsten Tönen den Bau der neuen Stadien und von 32 Trainingszentren und jubelt, dass wir uns auf der Zielgeraden der Vorbereitungen zur besten WM aller Zeiten befinden. – 100 Tage bis zur WM! Auf der Zielgeraden? Ohne Worte.

Die Kosten werden sich voraussichtlich auf 30 Milliarden Reais (gut € 9 Mrd.) summieren, wie estadao berichtet. Die Bevölkerung wird aber nur unwesentliche Verbesserungen für sich selbst damit verbinden. Bleibt abzuwarten, ob sich der Unmut in erneuten Massenprotesten wie während des Confed Cups Bahn brechen wird. Brasilianer sind ein impulsives Volk und es ist schwer einzuschätzen, wie sich die Masse am Ende verhalten wird.

Sie wird hin und hergerissen sein zwischen der Wut auf Politik und FIFA, der Leidenschaft für den Fussball und der Scham über die miese Vorbereitung des Events, die man durch eine besonders hohe Gast- und Hilfsbereitschaft wieder gut zu machen versucht.

Insgesamt wird mit über 3 Millionen Touristen gerechnet, davon 600.000 aus dem Ausland. Noch nie war das Interesse an WM-Karten im Vorfeld so hoch wie für die WM 2014. In den ersten beiden Verkaufsphasen registrierte die FIFA fast 10 Millionen Anfragen, verkauft wurden bisher 2,3 Mio. Tickets, 55.666 an deutsche Fans.

Am 12. März startet noch einmal eine Vorverkaufsphase bis zum 1. April nach dem Prinzip „First Come First Served“.

Tickets sind ausschließlich online über die FIFA zu bekommen.

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