Weltuntergang

Seit jeher fürchten die Menschen, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen bzw. „die Welt“ untergehen könnte. Legionen von Religionen und anderer Ideologien leben und nähren sich von dieser diffusen Angst. Doch die Erde drehte sich bislang trotzdem ungerührt weiter. Nun wird zwar unser Planet als solcher – nach allem, was wir wissen – nicht so bald zu existieren aufhören. Doch die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist erstmals an einem Punkt angelangt, wo sie zumindest sich selbst und ihre eigene Lebensgrundlage dauerhaft zerstören könnte.

Je nach dem, wie man „die Welt“ definiert, ist sie durchaus schon des öfteren untergegangen: Zahllose Imperien stiegen auf und gingen wieder unter, zuletzt der Warschauer Pakt und die Sowjetunion vor 30 Jahren.

An seine Stelle trat die unangefochtene Dominanz der USA mit einer neo-liberalen Wirtschaftsideologie, in der der Mensch nur noch nach seiner ökonomischen Leistungsfähigkeit bewertet wird, nach seiner Nützlichkeit und Ausbeutbarkeit, um möglichst viel Rendite und Profit für die oberen Zehntausend zu erwirtschaften.

Dieser entfesselte Kapitalismus geht über Leichen und zieht dementsprechend eine breite und tiefrote Blutspur hinter sich her. Er kennt keine Gnade, kein Erbarmen, keine Rücksicht, kein Verständnis. Er kennt nur den materiellen Profit, dem sich alles unterzuordnen hat.

Disruption als  Geschäftsmodell.

Der Opfer sind so viele, die von diesem System aussortiert und ausgescourced und rationalisiert wurden, dass inzwischen eine kritische Masse entstanden ist, die für das System nun selbst zu einer Bedrohung wird. (Völker, hört die Signale!)

Jedes System, jedes Imperium, welches nur Wenigen zugutekommt und/oder auf Unrecht und Ungerechtigkeit basiert, ist früher oder später zum Scheitern verurteilt. Dafür gibt es unzählige Beispiele aus der Menschheitsgeschichte. Einst mächtige Reiche kennen wir nur noch aus den Geschichtsbüchern, aus verklärten Überlieferungen, aus ihren archäologischen Hinterlassenschaften.

Mit dem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt hat sich zugleich die Fähigkeit der Menschheit potenziert, sich und das Leben auf diesem Planeten nahezu vollständig auszulöschen.

Das macht die jetzige Lage besonders kritisch. Denn sollte es nach inzwischen 74 Jahren noch einmal zu einem heißen Weltkrieg kommen, dann wäre das Ende unserer Welt gewissermaßen besiegelt.

Aber wer sollte daran ein Interesse haben? Niemand. Denn schließlich würde nahezu niemand ein solches Inferno überleben. Und die Lebensbedingungen für die wenigen Überlebenden wären außerordentlich prekär. Die Fülle an Massenvernichtungswaffen in der Welt sind insofern tatsächlich auch eine Art Friedensgarant. Niemand sollte so weit gehen, den anderen so weit zu provozieren, dass alle zum Äußersten greifen.

Kriege werden daher heute eher auf begrenzten Gebieten ausgetragen (wo sie nicht minder zerstörerisch und lebensfeindlich wirken), mit konventionellen Waffen. Und global werden sie mit ökonomischen und politischen Waffen geführt: mittels Handelsembargos, Handelskriegen, Sanktionen.

Die USA nutzen seit Jahrzehnten ihre technologische und militärische Übermacht, um ihre nationalen ökonomischen Interessen weltweit mit Gewalt durchzusetzen. Die Liste der us-amerikanischen Militäroperationen ist lang. Ihre größeren militärischen Kriege waren dabei durch die Bank weg Misserfolge – trotz aller Übermacht: Vietnam, Irak, Afghanistan.

Die Handelskriege, die der 45. Präsident der USA Donald Trump vom Zaun gebrochen hat, sind auch wenig erfolgversprechend. Wichtigen Handelspartnern einfach die Pistole auf die Brust zu setzen und die Spielregeln allein bestimmen zu wollen, ist so plump und primitiv und kurzsichtig, dass keine nachhaltigen Ergebnisse zu erwarten sind.

War die Nachkriegswelt bis 1989 noch fein säuberlich bipolar geteilt zwischen West und Ost, hat vor allem China seitdem einen rasanten Wirtschaftsaufstieg vollzogen. Und mit der wirtschaftlichen und technologischen und auch militärischen Macht ist es für die USA und die Welt zu einem ernstzunehmenden Player geworden.

Dabei beruht Chinas Aufstieg neben dem Fleiß und Ehrgeiz seiner Menschen trotz der „kommunistischen“ Etikettierung auf purem Neo-Liberalismus und Staatsdirigismus: übelster Manchester-Kapitalismus kombiniert mit diktatorischer Einschränkung bürgerlicher Freiheiten. Nicht zufällig manifestiert sich dieser Tage in Hongkong der Widerstand der ganzen Bevölkerung gegen die stetigen Einflussversuche von Chinas Machthabern.

Ob USA, China oder Russland: Die zugrundeliegende Ideologie all dieser Mächte ist die neo-liberale, menschenverachtende Ausbeutung der Massen zugunsten einiger weniger Profiteure. Und selbstverständlich liegt es im Interesse der Mächtigen, jeden Widerstand und Aufruhr zu unterdrücken und als „Sozialismus“ oder „systemgefährdend“ zu diffarmieren.

Die Arsenale zur Beruhigung oder Bekämpfung der Bevölkerung sind vielfältig. Sie reichen von plumper polizeilicher und militärischer Gewalt bis hin zu sozialen Beruhigungspillen wie Sozialhilfe und Hartz IV. Solange die Menschen genug zu fressen und ein Dach über dem Kopf haben, lassen sich Massenaufstände unterbinden.

Doch die Wohnungsnot betrifft inzwischen selbst in einem hoch entwickelten und reichen Land wie Deutschland immer mehr Menschen und ergreift längst die sogenannte Mittelschicht. Die erlebt am eigenen Leibe, wie dünn das Eis ist, auf dem sie steht. Denn auch sie ist längst zur Verfügungsmasse verkommen, die je nach Bedarf aussortiert oder umsortiert werden darf – immer dem Prinzip des größtmöglichen Profits folgend.

Solange die Ausbeutung der Arbeitskraft das Problem fremder und weit entfernter Völker war, war das den Wohlstandsmenschen in ihrer Komfortzone egal. Auch wenn dadurch viele Arbeitsplätze in billigere Regionen abgewandert sind.

Doch nun, wo viele deswegen ihren Arbeitsplatz und damit ihre Existenzgrundlage verloren haben und mit Robotertechnik und KI eine noch größere Arbeitsplatzvernichtung droht, werden sogar die Menschen in der sogenannten Ersten Welt nervös und erkennen, dass da irgendwas gehörig schief läuft!

Die menschengemachte Klimakrise ist dabei der allerletzte Warnschuss:

Wenn wir so weiter machen – diese Erkenntnis breitet sich immer weiter aus – ist auf absehbare Zeit FÜR ALLE Schluss mit lustig!

Es ist dabei zunehmend fraglich, ob überhaupt noch genug Zeit ist, das Steuer wirksam herumzureißen.

Doch eines ist sicher: Je länger die Weltgemeinschaft zögert und ihre Zeit damit verschwendet, nur an der Oberfläche der sichtbaren und belegbaren Phänomene zu kratzen und rumzudoktorn, desto unwahrscheinlicher ist es, die sich anbahnende Katastrophe abzuwenden oder wenigstens abzumildern.

Es gibt keine Zeit zu verlieren.

Unser Wirtschaftssystem muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden.

Der vorhandene Reichtum und die gewaltigen Vermögen müssen gerecht verteilt werden.

Unsere Art des Handels und Produzierens und Konsumierens muss sich radikal und nachhaltig ändern!

Weg mit der Wegwerfkultur, Schluss mit dem ressourcenverschwendenden globalen Handel, zurück zu nachhaltiger und lokaler Produktion lebensnotwendiger Güter.

Jedes Land, jede Region, jeder Kontinent sollte nur noch mit den Ressourcen arbeiten, die ihm selbst zur Verfügung stehen und die sich vor Ort anwenden lassen.

Die Technologie und die menschliche Kreativität sind heute so weit entwickelt, dass selbst in von der Natur benachteiligten Regionen eine weitgehend autarke und autonome Selbstversorgung zu realisieren oder wenigstens anzustreben wäre.

Die Globalisierung ist an ihrem Endpunkt angelangt. Sie hat sich überlebt. Denn sie ist dabei, sich ihrer eigenen Existenzgrundlage zu berauben.

Je länger die Menschheit zögert, sich dieser Wahrheit zu stellen, desto fataler werden die Konsequenzen sein.

Die Welt – so wie wir sie heute kennen – muss und wird untergehen.

Aber wir können eine bessere schaffen: lebenswerter, gerechter, nachhaltiger.

Es liegt ganz bei uns.

Wir sitzen alle im selben Boot. Es gibt keinen Planeten B in Reichweite.

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