Seleção und Menezes unter Beschuss

Nach der 0:2-Niederlage gegen Mexiko wächst die Kritik an der brasilianischen Fussballnationalmannschaft und ihrem Trainer Mano Menezes.

Fussball ist ein gnadenloses Geschäft. Solange du gewinnst, ist alles gut. Aber wehe, du verlierst. Dann wird gleich wieder alles in Frage gestellt. Das ist überall auf der Welt so, aber am schlimmsten ist es wohl in Brasilien, wenn es um die Seleção geht. Sie ist das Kernstück der brasilianischen Identität und des Patriotismus, hat als einzige Nationalauswahl fünf Weltmeistertitel errungen und ist zum Sieg verpflichtet, erst recht, wenn die WM auch noch im eigenen Land stattfindet.

Nach acht Siegen in Folge hat die junge, für die Olympischen Sommerspiele getroffene Nationalauswahl am vergangenen Sonntag in Dallas/Texas ihr Freundschaftsspiel gegen Mexiko verloren.

Das hat nun Fussball-Idol Pelé, Ex-Nationalcoach Zagallo, Ex-Nationalcoach Leão sowie CBF-Präsident Marin auf den Plan gerufen.

Für Pelé ist die Mannschaft noch nicht reif, um bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London die anvisierte Goldmedaille zu gewinnen. Es sei gut, dass die Mannschaft diese Niederlage erfahren habe, sagte Pelé laut AFP. Denn das mache Schluss mit der Vorstellung, sie sei ein tolles Team, bei dem alles gut laufe.

Der Weltfussballer des vergangenen Jahrhunderts kritisierte vor allem Shooting-Star Neymar, der zu sehr auf der linken Seite klebe und voraussichtlich Schwierigkeiten haben werde, gegen europäische und lateinamerikanische Verteidiger zu bestehen.

Ex-Nationaltrainer und Ex-Nationalspieler Mário Zagallo kritisierte, Mano Menezes habe sehr viele neue Spieler dazu geholt und habe es bisher versäumt, einen festen Stammkader zu formen. Die Fussball-Legende, die als Spieler und Trainer an vier der fünf WM-Titel beteiligt war, forderte laut ESPN für 2014 unmissverständlich den WM-Titel ein:

Wir können diese WM auf keinen Fall verlieren. Wir müssen gewinnen, wir dürfen nicht zwei Weltmeisterschaften im eigenen Haus verlieren. Argentinien, Italien, Deutschland, England, Frankreich – alle haben schon im eigenen Land gewonnen.

Der Ex-Nationaltorwart und Kurzzeit-Nationaltrainer Emerson Leão vergleicht die Leistungen der Seleção mit den schleppenden Fortschritten beim Stadionbau. Dem brasilianischen Sender Sportv sagte er laut Portal 2014:

Leider hat sich unser Fussball nicht erneuert. Ich denke, unsere Auswahl ist genauso wie unser Stadien: Eine große Unsicherheit und erst zu 30 Prozent fertig. Als Fan bin ich beunruhigt. Wir haben eine gute neue Generation in unseren Clubs, die aber noch nicht in der Seleção erprobt wurde.

Zu guter Letzt lässt CBF-Präsident José Maria Marin die Zukunft des Nationaltrainers offen. Zwar lobte er im Sender Sportv laut estadão erstmals öffentlich die Arbeit des Trainers, betonte aber zum wiederholten Mal, dass sich der Erfolg – und damit die Zukunft – eines Trainers an seinen Erfolgen bemesse. Der Präsident des brasilianischen Fussball-Verbandes erläuterte gar, wie Menezes von dessen eventuellen Abberufung erfahren würde:

Niemals wird Mano meine Entscheidung über eine andere Person erfahren. Wie auch immer die Entscheidung in der Zukunft lauten wird, werde ich erst persönlich mit ihm sprechen. Aber ich wiederhole: Ich glaube, er ist auf dem richtigen Weg und ich möchte nicht, dass er unter Druck steht. Niemand kann unter Druck gute Leistungen erbringen.

Die bisherige Bilanz von Mano Menezes ist so schlecht nicht, wie das Portal 2014 vorrechnet: 15 von 24 Spielen gewonnen, fünf unentschieden, vier verloren (gegen Argentinien, Frankreich, Deutschland und Mexiko), 37 Treffer zu 15 Gegentreffern.

Am kommenden Samstag geht es gegen Erzrivale Argentinien. Ob sich danach schon die Zukunft von Mano Menezes entscheidet?

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