Oberst Mário Sérgio Duarte, Kommandant der Militärpolizei von Rio de Janeiro, hat bestätigt, dass Militärpolizisten an dem Attentat auf Richterin Patrícia Acioli beteiligt waren.
In einem Interview mit Globonews TV erklärte er:
Diese Nachrichten, die uns erreicht haben, wonach die bei dem Verbrechen verwendete Munition aus einem Polizeiposten stammen, geben uns die Gewissheit, dass Militärpolizisten an diesem Anschlag beteiligt waren. Wenn nicht an der Exekution selbst, so zumindest an der Vorbereitung des Verbrechens oder in seinem Verlauf.
Der Kommandant sagte, er wolle aufklären, ob Munition von der Militärpolizei entwendet bzw. umgeleitet wurde.
Im Morgengrauen des 12. August 2011 war Patrícia Acioli, Richterin am 4. Kriminalgericht von São Gonçalo im Bundesstaat Rio de Janeiro, vor ihrem Haus mit 21 Schüssen regelrecht hingerichtet worden. Die Täter, maskierte Männer in zwei Autos und auf zwei Motorrädern, wurden noch nicht gefasst.
Die 47-jährige Richterin und Mutter dreier Kinder war bekannt für ihren Kampf gegen die organisierte Kriminalität und korrupte Polizisten.
Sie hatte, wie brasilianische Medien berichten, mehrmals um Begleitschutz gebeten, da sie mehrere Morddrohungen erhalten hatte. Der Ex-Präsident des Gerichtshofes von Rio de Janeiro, Luiz Zveiter, bestritt jedoch gegenüber Rádio CBN, entsprechende Ersuchen in seiner Amtszeit abgewiesen zu haben, weil es keine gegeben habe.
Der Anwalt der Hinterbliebenen von Patrícia Acioli will aber Beweise haben, die das Gegenteil belegen.
Der Mordfall Acioli erschüttert Politik, Justiz, Medien und Bevölkerung gleichermaßen. Er wirft ein Schlaglicht darauf, wie gefährlich der Kampf gegen die organisierte Kriminalität und Korruption in Brasilien ist und wie skrupellos die Feinde von Recht und Ordnung vorgehen.
Für die Justiz ist es inzwischen erwiesen, dass der Ex-Kommandant des 7. Bataillons der Militärpolizei von São Gonçalo das Attentat auf die Richterin Acioli in Auftrag gegeben hat und erließ Haftbefehl. Weitere fünf Polizisten des Bataillons sind ebenfalls inhaftiert:
http://oglobo.globo.com/rio/mat/2011/09/27/ex-comandante-do-batalhao-de-sao-goncalo-apontado-como-mandante-do-assassinato-de-juiza-tem-pedido-de-prisao-expedido-925452761.asp
Inzwischen sind drei Militärpolizisten in Haft, die unter dringendem Tatverdacht stehen. Ein Bericht der Sendung „Fantástico“ zeigt anhand der Bilder von Überwachungskameras den Ablauf des Verbrechens.
http://fantastico.globo.com/Jornalismo/FANT/0,,MUL1673313-15605,00-ASSASSINATO+DE+PATRICIA+ACIOLI+FOI+PLANEJADO+COM+MES+DE+ANTECEDENCIA.html
Die Staatsanwaltschaft hat für 34 Militärpolizisten des 7. Bataillons von São Gonçalo Untersuchungshaft angefordert. Aus diesem Bataillon stammt die Munition, mit der die Richterin Patrícia Acioli niedergestreckt wurde:
http://oglobo.globo.com/rio/mat/2011/09/08/ministerio-publico-pede-prisao-de-28-policiais-militares-de-sao-goncalo-925309916.asp
Nun hat sich das Conselho National de Justiça (CNJ, sowas wie der Generalbundesanwalt in Deutschland) in den Fall eingeschaltet. Sie will die widersprüchlichen Angaben über den von der Richterin Acioli vor dem Attentat angeforderten Begleitschutz klären:
http://oglobo.globo.com/rio/mat/2011/08/30/morte-da-juiza-patricia-acioli-faz-cnj-investigar-tj-do-rio-925254074.asp
Inzwischen wurden acht Polizisten festgenommen, die unter dringendem Tatverdacht stehen, berichtet Globo.com:
http://oglobo.globo.com/rio/mat/2011/08/25/oito-policiais-sao-suspeitos-de-envolvimento-no-assassinato-de-juiza-em-niteroi-925222559.asp