EURO 2012: Deutschland versagt gegen Italien – mal wieder!


Traurig aber wahr: Die deutsche Nationalmannschaft ist im Halbfinale der Fussball-EM gegen Italien mit einem 1:2 in der regulären Spielzeit ausgeschieden. Jogi Löws Nimbus als unfehlbarer Trainer bekommt Kratzer.

Wieder einmal Italien. Noch nie ist es einer deutschen Mannschaft gelungen, die Forza Italia bei einem Turnier zu bezwingen. Der Fluch bleibt ungebrochen.

Diesmal ist die Niederlage nicht ganz so schmerzlich wie bei der WM 2006 im eigenen Land. Damals hatten die Italiener Deutschlands Sommermärchen zertrümmert, die beiden Treffer von Fabio Grosso und Alessandro Del Piero kurz vor Ende der Verlängerung trafen mitten ins hoffnungsvolle Herz.

Diesmal fielen die Tore bereits in der ersten Halbzeit. Deutschland hatte genug Zeit, den Rückstand aufzuholen. Aber nichts, nada, niente. Ein Handelfmeter, von Mesut Özil kurz vor Spielschluss verwandelt, konnte den Rückstand nur verkürzen.

Nun hat die Ursachenforschung angefangen. Franz Beckenbauer schreibt in der größten deutschen Boulevardzeitung (keine Links mehr zu deutschen Verlagserzeugnissen):

Wir haben zu viel Respekt gehabt! Das Gerede vom Italien-Fluch scheint die Spieler etwas gelähmt zu haben.

Die Mannschaft – da sind sich international alle Experten einig – hatte das Zeug und das Talent, den Titel zu holen. Deutschland wurde neben Spanien als aussichtsreichster Titelkandidat gehandelt.

Und Deutschland hat mit Joachim Löw einen Bundestrainer, der national wie international allergrößte Anerkennung und Bewunderung erfährt und auch verdient.

Löw ist ein herausragender Fussball-Kenner, verfügt über taktisches und strategisches Know-How und ein gutes Bauchgefühl, welche Spieler er wann auf welcher Position am besten einsetzen muss. Gestern schien ihn in seiner Startaufstellung dieses „goldene Händchen“ allerdings etwas verlassen zu haben: Gomez und Podolski konnten nicht überzeugen.

Es ist nun das dritte Mal unter Jogis Führung, dass Deutschland ohne Titel bleibt, dass die Menschen vergebens gehofft, gefiebert, gefeiert haben.

Mein Mathelehrer sagte früher: „Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal, dreimal – BUM!“

Ich fürchte, diese dritte Enttäuschung für die deutschen Fans wird nicht ohne Folgen bleiben.

2014, in zwei Jahren, steht die Fussball-WM in Brasilien an. Schon jetzt ist klar, dass Deutschland nicht am FIFA-Konföderationen-Pokal teilnehmen wird, der im kommenden Jahr in Brasilien als Generalprobe für die WM ausgetragen wird, denn dieses Privileg steht aus Europa nur dem EM-Gewinner zu. Weil Spanien als amtierender Weltmeister schon gesetzt ist, hat Italien selbst im Fall einer Niederlage im EM-Finale als EM-Zweiter sein Confed-Ticket bereits gelöst.

Werden die deutschen Fans 2014 noch einmal diese Begeisterung aufbringen können, um ihre Mannschaft endlich zu einem Titel zu tragen? Nachdem man drei Mal bitter enttäuscht wurde? Ich habe meine Zweifel.

Es wird jetzt viel darüber gesprochen, dass Jogis Jungs für eine so abgebrühte, ausgebuffte und ausgebuffonte Mannschaft wie Italien zu brav und lieb sei.

Und ich neige dazu, dieser Auslegung zuzustimmen.

Löw hat seine Kaderauswahl für die EM in Interviews damit begründet, dass er seine Spielphilosophie nicht an den Spielern ausrichte, sondern die Spieler danach auswähle, wie sie sich in seine Spielphilosophie einfügten.

Vielleicht liegt hier das Problem. In diesem Einfügen, sich Unterordnen, nur noch Mannschaft sein, nicht mehr Individuum mit Ecken und Kanten.

Jogis Jungs sind zu brav. Es braucht mal wieder ein, zwei Verrückte, Wahnsinnige, Bekloppte, Nervensägen und Stinkstiefel im Team, abgebrüht, angstfrei, mit Killerinstinkt. So einen Irren wie Balotelli bei den Italienern, der beide Treffer gegen Deutschland erzielt hat.

Spieler müssen und dürfen polarisieren, sofern sie das Genie besitzen, im richtigen Moment ein Spiel zu entscheiden.

Am Ende zählen nur Ergebnisse. Auch für einen herausragenden Trainer wie Jogi Löw. Und die WM in Brasilien zu gewinnen, wird sicher nicht leichter als die EM in Polen/Ukraine. Wenn es in Brasilien auch nicht klappt, dann braucht es einen neuen Trainer –  Jürgen Klopp vielleicht?

EURO 2012: Deutschland versagt gegen Italien – mal wieder!

4 Gedanken zu „EURO 2012: Deutschland versagt gegen Italien – mal wieder!“

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