Die Ökologisierung der Ökonomie – Communitarism

Die Fratzen des Kommunismus/Sozialismus und des neoliberalen Globalkapitalismus feiern zur Zeit fröhliche Urständ. Dabei sind beide historisch betrachtet krachend gescheitert. Der sogenannte „Kommunismus“ implodierte vor 30 Jahren in Gestalt des Warschauer Paktes mit ihrer Leitmacht Sowjetunion. Es brauchte nun weitere 30 Jahre, bis auch der Kapitalismus an seine Grenzen geraten ist, weil er sie bei Weitem überschritten hat. Nun bricht die Epoche des Kommunitarismus an!

Ein radikal marktliberales Wirtschaftssystem, wie es in den vergangenen Jahrzehnten global zelebriert worden ist und immer noch zelebriert wird, hat sich angesichts des damit einhergehenden verantwortungslosen Ressourcenverbrauchs als geradezu lebensbedrohend für die Menschheit und das Leben generell auf diesem Planeten erwiesen.

Der Preis, den die Menschheit als Ganzes für diese Art des profitgesteuerten Kurzfrist-Handelns einiger Weniger bezahlt, ist fern aller Rechtfertigung!

Es ist klar wie Kloßbrühe, dass dieser Weg zum totalen Scheitern verurteilt ist und nirgendwo hinführt außer in die totale Selbstzerstörung.

Unterstellt, dass die Mehrheit der Erdbewohner keinen Massensuizid begehen will, ist das weitere Vorgehen ausnahmsweise tatsächlich mal ALTERNATIVLOS.

Unser Wirtschaftssystem muss sich diesen neuen Gegebenheiten radikal anpassen. Denn sie sind gegeben. Sozusagen Naturgesetz.

Es wird zwar immer Leute geben, die tatsächlich nach dem Motto leben und handeln „Nach mir die Sintflut“, aber die überwiegende Mehrheit hat zumindest Familie, Eltern, Kinder, Geschwister, Freunde und wünschst ihnen nichts so sehr wie ein Leben in Wohlstand und Frieden und Freiheit.

Wohlstand, Frieden und Freiheit fallen aber nicht einfach so vom Himmel (auch wenn einige fundamentalreligiöse solchen Wahnvorstellungen nachhängen mögen). Wohlstand, Frieden und Freiheit müssen jeden Tag und jede Stunde auf’s Neue verteidigt und errungen werden. Wenn man die Dinge schleifen lässt, dann bricht in Windeseile Chaos aus.

Niemand von uns, nicht einmal ein Trump oder Papst, hat die Macht, die Dinge einfach so von heute auf morgen auf den Kopf zu stellen. Dafür gibt es einfach zu viele andere große und mächtige Interessengruppen. Die größte Interessengruppe ist das Volk selbst, das heutzutage gar nicht mehr national zu definieren ist: Wir befinden uns dank der sozialen Medien und des Internets inzwischen in einer Globalbevölkerung, die sich aus den unterschiedlichsten Schattierungen zusammensetzt.

Unabhängig von all unserer Diversität und Unterschiedlichkeit, haben wir alle dennoch gemeinsame Interessen.

Und die lassen sich auf einige sehr existenzielle Dinge herunterbrechen:

Ein Dach über dem Kopf. Genug zu Essen und zu Trinken. Die Freiheit, sich selbst so entfalten und ausdrücken zu dürfen, wie man es will. Freier Zugang zu Informationen und Bildung (heute vor allem via Internet).

Das sind gewissermaßen die Grundrechte, die sich aus unseren individuellen Bedürfnissen und Wünschen ergeben.

Dafür, dass das Gemeinwesen als solches jedem diese Rechte zubilligt und garantiert, fordert es im Gegenzug aber auch Pflichten ein:

Die oberste Pflicht eines jeden Erdbewohners ist es, sein Handeln stets am Gemeinwohl auszurichten. Nicht das eigene, persönliche Wohl steht im Zentrum deines Handelns, sondern das Wohl aller Beteiligten und Betroffenen und der Allgemeinheit. Die Freiheit, die du für dich in Anspruch nimmst, musst du auch deinem Widersacher gewähren. Konflikte werden auf friedlichem Wege ausgetragen, bei Bedarf monitoriert und moderiert von darauf spezialisierten unabhängigen Dritten.

Das Gemeinwesen soll hierbei so unaufdringlich wie möglich sein und sich nur einmischen und intervenieren, wenn es die Gemeinschaft als Ganzes betrifft. Ziel ist die größtmögliche Freiheit des Einzelnen als Teil seiner jeweiligen sozialen Gemeinschaft.

Das ökonomische Ziel ist nicht mehr Gewinn-Maximierung („BIP-Wachstum“ im bisherigen Sprachgebrauch), schon gar nicht nur für Minderheiten.

Das höchste ökonomische Ziel kann jetzt nur noch sein, den Status Quo aufrechtzuerhalten und gerecht zu verteilen, allerdings bei gleichzeitig extrem reduziertem Ressourcenverbrauch – nämlich Netto-Null!

Jedem, der über ökonomischen Verstand verfügt, wird klar, wie sportlich allein diese Aufgabe schon ist!!

Netto-Null heisst, dass wir nur noch mit dem arbeiten, was gewissermaßen gerade auf dem Tisch liegt. Es dürfen keine zusätzlichen Ressourcen verbraucht werden, aber wir können uns aus der Fülle der vorhandenen Ressourcen via Recycling bedienen und können außerdem auf regenerative und organische Produkte zugreifen.

Angesichts der vorprogrammierten dynamischen Bevölkerungsexplosion muss auch ein anderes unangenehmes, ideologisch überlastetes Thema angegangen werden: Geburtenkontrolle!

Die Abtreibungsdebatte wird ja schon seit Jahrzehnten an den eigentlichen Tatsachen vorbei geführt: Die Frage ist ja nicht, ob man Abtreibungen verbieten sollte, sondern wer überhaupt das RECHT gewährt bekommen soll, sich fortzupflanzen!

Dafür Kriterien zu finden, ist natürlich ein Minenfeld. Trotzdem führt kein Weg daran vorbei. Denn schon jetzt ist unser Planet übervölkert.

Lässt man die Dinge so weiterlaufen, dann wird die Lage für alle nur prekärer und das Ganze endet früher oder später in Mord und Totschlag.

Und da man Probleme immer an der Wurzel anpacken sollte, muss man folglich eine weitere Bevölkerungsexplosion verhindern!

Das nicht christlich geprägte China hat es in solchen Dingen moralisch leichter, weil es in einer Geburtenkontrolle per se keinen Eingriff in irgendwelche Menschenrechte und keine ethischen Standards verletzt sieht.

Hier in Brasilien sehe ich das sehr oft im Straßenbild, dass junge Mädchen, die gerade mal 14 Jahre oder sogar jünger sind, bereits ein Baby stillen. Und ich sehe viele arme Familien, die selbst nicht genug zum Überleben haben, und trotzdem Kinder in die Welt setzen, obwohl der Staat sogar kostenlos Verhütungsmittel zur Verfügung stellt!

Ich denke, es müsste je nach Land und Region einen Geburtenschlüssel geben, der vertretbar ist. Und dann müssten Kriterien dafür entwickelt werden, wer (wie bei einem Autoführerschein) das Recht gewährt bekommen soll, Kinder auf die Welt zu setzen.

Wer dagegen verstößt, muss (!) abtreiben. Sollte das wiederholt vorkommen, droht sogar eine Zwangssterilisierung.

Es muss ein Privileg werden, Kinder auf die Welt setzen zu dürfen. Und die Gemeinschaft muss dafür garantieren, dass diese auserwählten Kinder optimale Voraussetzungen bekommen, um sich zu entfalten und zu entwickeln.

Unser Planet ist reich genug, um uns alle zu ernähren und uns ein lebenswertes Leben im Einklang mit der Natur zu gewähren. Die Natur selbst liefert uns alles, was wir dazu brauchen.

Darüber hinaus können wir auf medizinische und technische Entwicklungen zurückgreifen, die uns helfen, unser Gemeinwesen zu optimieren.

Die eigentlichen Handlungseinheiten befinden sich auf unterster Ebene in den Kommunen. Hier wird das unmittelbare nachbarschaftliche Zusammenleben organisiert. Alle Einheiten sind möglichst überschaubar und unabhängig in ihrer Selbstgestaltung (Teams), müssen sich aber generell dem Gemeinwohl unterordnen. Je autarker die untersten Einheiten sind, desto besser.

Dennoch gibt es Dinge, die überregional vereinbart und realisiert werden müssen, wie beispielsweise Infrastrukturprojekte. Es ist eine genuin staatliche Aufgabe, hierfür Sorge zu tragen.

Generell gilt das Prinzip des freien Warenverkehrs. Angesichts der klimatischen Gegebenheiten ist aber jeder Verkehr über weite Strecken zu vermeiden. Idealerweise wird lokal produziert, was lokal benötigt wird. Globale Produktionsketten und -mechanismen, wie sie bis heute praktiziert werden, gehören der Vergangenheit an! Unternehmensziel ist nicht Expansion, sondern Konzentration. Je mehr es einem Unternehmen gelingt, die Bedürfnisse vor Ort zu befriedigen, desto besser.

Großkonzerne gehören der Vergangenheit an, weil sie einen extremen Ressourcenverbrauch mit sich ziehen, vor allem aufgrund der globalen Logistik.

Grenzenloser Verkehr findet nahezu ausnahmslos digital statt. Privatreisen in ferne Länder sind ein Privileg, das nur unter strengen Bedingungen gewährt wird. Internationale Großereignisse wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele müssen ebenfalls strengen ökologischen Kriterien unterworfen werden.

Handlungsmaxime muss es stets sein, einen so geringen ökologischen Fussabdruck zu hinterlassen, wie technisch möglich.

Haben wir dieses Handlungsmuster erst einmal verinnerlicht, wird es uns zur zweiten Natur werden.

Und wer jetzt denkt: Boah eh, das macht doch gar keinen Spaß mehr!, der hat unrecht.

Denn die Lebensqualität, die jeder vor Ort genießen wird, macht das um ein Vielfaches wett.

Wir werden in einer Welt leben, die nicht vom Konkurrenzgedanken und dem Triumph über andere beherrscht wird, sondern vom Gedanken der Kooperation und Kollaboration, was zu einem friedlichen und freiheitlichen Miteinander führt und kreative Kräfte freisetzt.

Es versteht sich gleichwohl von selbst, dass es zu Beginn des Prozesses eine Vergemeinschaftung des vorhandenen Vermögens geben muss. Das ist allein darauf zurückzuführen, dass das Vermögen so ungleich verteilt ist. Wäre es gerecht verteilt, bräuchte man hier nicht eingreifen.

Grundsätzlich wird das Recht auf Eigentum garantiert. Wer sich mit ehrlicher Arbeit etwas aufgebaut hat, dem darf das nicht genommen werden. Ererbtes, geschenktes oder unrechtmäßig erworbenes (mittels Ausbeutung, z.B.) Vermögen ist dagegen nicht schutzwürdig. Ebensowenig Vermögen, das bei Weitem den Eigenbedarf überschreitet. (Wie man das im Einzelnen gestaltet, muss man sehen.)

Bodenschätze sind Allgemeingut (deren weiterer Abbau wird allerdings eh verboten, wenn er der Umwelt schadet).

Ungehinderter Zugang zu Bildung und Gesundheit sind ebenfalls Allgemeingut. Die Gemeinschaft stellt die notwendigen Mittel bereit, die jeweilige Ausführung wird aber lokal entschieden.

Das ist so in etwa die Roadmap, die ich für die Zukunft vor Augen habe. Sicher nicht vollständig und auslaboriert, aber immerhin ein Wegweiser.

Wie er im Einzelnen mit Inhalt gefüllt wird, bleibt der Weltgemeinschaft selbst vorbehalten.

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