Die Fahrt durch den Tunnel

Für Soziologen, Massen-Psychologen, Ökonomen und sonstigen wachen Zeitgeister wird das Jahr 2020 bis weit in die Zukunft hinaus eine wahre Fundgrube an Daten und Erkenntnissen über Massen-Phänomene, -Psychosen und -Dynamiken bieten. Und das in einem der modernen Technologie geschuldeten rasenden Tempo, dass einem geradezu die Spucke wegbleibt. Die Art und Weise, wie sich Die Welt von Gestern (v.or C.orona) gerade in ihre Bestandteile zerlegt, ist atemberaubend. Und leider auch garnicht mehr aufzuhalten. Der Untergang ist besiegelt. Es wird ein Weiter So! nicht geben. Alles wird anders.

Und wahrlich nicht zum Besseren! Jedenfalls nicht auf kurze Sicht. Deutschland, Europa und die USA fahren gerade mit Volldampf in einen langen, tiefschwarzen Tunnel hinein, dessen Ende bestenfalls der Lokführer und sonstige Eingeweihte kennen. Für die meisten Passagiere ist das Ende der Dunkelheit nicht abzusehen. Weil sie zum ersten Mal durch diesen Tunnel reisen und nicht vorbereitet sind.

Stellt man sich tatsächlich einen modernen Reisenden der Neuzeit vor, dann ist er in Europa schon durch viele Tunnel gereist, ohne sich darum zu scheren. Erst, wenn der Zug außerplanmäßig in einem Tunnel halten sollte, würde er eventuell aus seinem Halbschlaf erwachen.

Nimmt man aber die Metapher einer magischen Zugreise wie z.B. bei Harry Potter, wo eine Dampflock mit etlichen Waggon-Abteilen durch eine mystische Landschaft zuckelt, dann bekommt die Fahrt durch einen langen, unbeleuchteten Tunnel schon eine ganz andere Dimension.

In früheren Zeiten – in anderen Ländern durchaus noch bis heute – war eine solche Reise viel gefährlicher, mutiger, abenteuerlicher als heute. Die Technik war/ist nicht so zuverlässig, die Abgelegenheit mancher Regionen, die man durchquert, lassen die Menschen viel mehr auf sich selbst gestellt sein als in der modernen Zivilisation, wo es für alles jemanden gibt, in dessen Zuständigkeit etwas fällt. Der wohlstandsverwöhnte Konsummensch erwartet einen 24-Stunden-Service all inclusive unter Ausschluss aller persönlichen Risiken. Auch und vor allem im Dienstleistungsbereich. Kosten soll es natürlich so wenig wie möglich. Schließlich möchte man sein Geld ja für Konsum und Statussymbole ausgeben!!

Es gibt, nicht nur unter den obersten Eliten, sondern gerade im Mittelbau, z.B. bei den Neureichen oder jungen Erben, eine Attitüde, die genau dieser „Eure Armut kotzt mich an“-Haltung entspricht und nur den eigenen Hedonismus als Maßstab nimmt, ohne jede Rücksicht auf andere.

Nun denn. Man kann es ihnen nicht verbieten. Es gibt keine moralische, universelle Pflicht, anderen helfen zu müssen, sozial sein zu MÜSSEN. Es bleibt wirklich jedem selbst überlassen, ob er anderen in einer Notlage hilft, die er/sie persönlich nicht verursacht hat.

Ob jemand Hilfe bekommt (die bestenfalls auch noch gut ist), hängt ohnehin sehr von den individuellen Umständen ab. Und die können unterschiedlicher nicht sein.

Doch jede/r lernt ziemlich früh im eigenen Leben, dass wir alle selbstverschuldet wie unverschuldet in Notlagen geraten können und selbst irgendwann auf die Hilfe anderer angewiesen sein werden. Und was ich von Anderen erwarte, das sollte ich umgekehrt genauso gewähren, sonst wäre es ja unfair und niemand hätte mehr Verlass darauf, dass ihm der/die Andere helfen würde, wenn er/sie sich in einer Notlage befindet.

Eine solche Regel, die zur gegenseitigen Solidarität und Hilfe in der Not (!) verpflichtet, macht also für alle Sinn. Sie ist sinnvoll, lebenswirklich, vernünftig.

Nun haben Solidarität und Hilfe aber auch ihre Grenzen. Die kann man nicht generell und universell ziehen, aber unterm Strich muss es doch ein Gleichgewicht geben: Niemand mag auf Dauer mit dem Gefühl leben, ständig mehr zu geben, als er/sie von anderen zurückbekommt. Da stellt sich zwangsläufig bei den Meisten Frust ein!

Ich persönlich habe in meinem Leben schon öfter als mir lieb ist diese Erfahrung gemacht, sodass ich gelegentlich denke, es wäre wohl besser, künftig weniger zu geben, um nicht jedesmal wieder enttäuscht zu sein, wie wenig davon zurückkommt.

Im Gegenteil sogar! Obwohl ich selbst ohne die Erwartung irgendeiner Gegenleistung großzügig gegeben habe, wurde ich von diesen Personen sogar noch beleidigt, beschimpft, verunglimpft oder über’s Ohr gehauen! Wirklich grotesk!!

Nun ja. Am Ende zieht jeder so seine Bilanz, und da ist es für mich am Ende einerlei, was ich von Anderen bekommen oder nicht bekommen habe. Was zählt, ist, was ich für mich und welche Ziele ich persönlich erreichen konnte.

Und da kann ich alles in Allem wirklich sehr zufrieden sein.

Ich bin vor drei Jahren im Alter von 50 Jahren aus eigener Kraft und Anstrengung dort angekommen, wo ich hinwollte. Mir und meinen Liebsten geht es gut. Jeder lebt an dem Ort, für den er/sie sich bewusst entschieden hat und unter den selbst gewählten und erzeugten Umständen.

Die Welt von Morgen wird eine Andere sein. Und ob und wann und unter welchen Umständen ich meine Kinder wiedersehen werde, steht in den Sternen. (Es könnte freilich auch schneller geschehen, als gedacht 😉

Das Jahr 2021 wird in Deutschland und Europa kein gutes sein. Soviel steht fest. Es wird sogar ein pechschwarzes Jahr werden, wie ein schier endloser, unbeleuchteter Tunnel durch ein gewaltiges Bergmassiv.

Mancher ist auf der Fahrt eingeschlafen und bekommt nicht einmal mit, dass er durch den Tunnel fährt.

Andere sitzen zitternd und bibbernd am Fenster und hoffen nur, dass der Alptraum bald vorbei ist und der Zug nicht unvermittelt auf halber Strecke stehenbleibt.

Ich bin vor neun Jahren in meinem Leben durch genau einen solchen imaginär-realen Tunnel gefahren. Und obwohl ich starke Nerven habe und mit Lebenskrisen bereits etliche Erfahrungen hatte, stand ich kurz vor’m knock out.

Aber es gab eine tiefe Kraft in mir, die von einer unsichtbaren, aber sehr wirksamen Macht genährt und am Leben erhalten wurde: Die Gewissheit, dass auch der größte Schrecken irgendwann ein Ende hat und bessere Tage kommen. So Gott will!

Und wenn nicht, dann eben nicht.

Unsere Tage sind auch so gezählt und ewiges Leben ist hier auf Erden für niemanden vorgesehen.

Es sei denn, man glaubt an Wiedergeburt/Reinkarnation.

Was ich, seit ich in Brasilien lebe, garnicht mehr abwegig finde. Ganz im Gegenteil. Ich bin mir inzwischen sogar sicher, dass wir mit unserer Seele sowohl in die Unendlichkeit wie in eine neue Daseinsform, belebt wie unbelebt, reisen können.

Welche Optionen uns dafür zur Verfügung stehen, hängt ganz davon ab, wie wir unser Leben lang gelebt haben und wie wir währenddessen unsere Seele bewahrt, verformt, vernichtet oder – viel besser – veredelt und verfeinert haben!

Mancher muss im nächsten Leben dasselbe Spiel in Grün wieder durchleben (Täglich grüßt das Murmeltier), die Andere fällt in ein tiefes schwarzes Loch, wieder andere schaffen es, ihrer Seele Flügel zu verleihen und sie in eine magische neue Welt voller Engel und Wunder zu versetzen.

Meine Umgebung hier in Brasilien ist so: voller Magie und Wunder, kostenlos von der überwältigenden Natur zur Verfügung gestellt.

Allein das lässt mich in Dankbarkeit und Demut niederknien.

Denn: GOTTES SCHÖPFUNG IST GROSS UND GEWALTIG!!

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